
Vergesellschaftung
Eine Vergesellschaftung von Frettchen ist nicht immer leicht und dauert meist mehrere Wochen. In dieser Zeit verlangen die Frettchen von ihrem Halter hauptsächlich eines: Geduld!
Auch Nervenstärke, Verständnis und richtiges Beobachten gehören dazu.Die folgenden Zeilen, sollen dich dabei unterstützen deinem Frettchen Gesellschaft zu ermöglichen. Vergesse dabei nicht, dass dein Frettchen sich den Partner aussucht.
- Allgemeines:
– Das neue Tier sollte vom Alter her passen: Erwachsene +- 1 ½, Welpen min. zu zweit bzw. gleichaltrig
– Frettchen suchen sich ihre Freunde selbst aus
– die neuen Tiere sollten möglichst kastriert sein (niemals fremde, unkastrierte Rüden zusammen setzten)
- Vorbereitung:
– Gewichtsliste: wenn noch nicht geschehen, kontrolliere regelmäßig das Gewicht deines Frettchens. Der Verlauf einer VG lässt sich dadurch oftmals erkennen.
– Neutraler Raum: eine VG braucht nicht nur Zeit, sondern auch Platz. Die Frettchen müssen sich aus dem Weg gehen können, bevor es zu Streitereien kommt. Auch wird dem anderen Frettchen durch weg gehen signalisiert, dass man nicht auf Kampf aus ist. Perfekt wäre es, wenn der Raum von keiner Partei gekannt wird. Die Tiere werden dort mehrere Tage verbringen.Richte ihn schön ein. Solltest du keinen unbekannten Raum haben, putze ordentlich und wechsel die Kuschelsachen, es muss nur genügend Platz da sein.
– Ausstattung: stelle mehrere Trink- und Fressnäpfe auf, so kommt es nicht zu bedrohlichen Situationen. Kuschelhäuser und Spielzeug sollten zwei Fluchtausgänge bieten, also verzichte auf Schlafsäcke. Verwende nicht das Lieblingsspielzeug deines Frettchens oder hast du es gerne wenn jemand fremdes deinen Lieblingsgegenstand betatscht? Stelle mehrere Katzentoiletten auf.
– Leckerlis: Mit Leckerlis schaffst du schöne gemeinsame Momente. Meist überwiegt der Geschmack von Paste oder Eigelb die Angst vor dem Neuling. Fange mit großen Tellern an und arbeite dich zu deinen Futternäpfen vor.
– Gesundheit: haben alle Beteiligten eine gültige Staupeimpfung und sind frei von Parasiten? Es wäre schade, wenn dein Frettchen statt eines neuen Partners, eine neue Krankheit bekommt.
– Für dich: Viele Halter sind bei VG`s extrem nervös. Bedenke, dass sich deine Stimmung auf die Tiere überträgt. Besorgen dir Nerventee, Süppchen oder Schokolade. Was auch immer dich beruhigt. Hast du Angst davor die Tiere zusammen zu lassen, frage doch bei einer Frettchenhilfe nach oder schließe in einem Forum neue Kontakte. Regelmäßiger Austausch stärkt die eigenen Nerven und evtl. ist nach dem Erfahrungsbericht eines anderen Halters deine Situation nur noch halb so schlimm.
Das erste Treffen:
Je nachdem, wo du das neue Frettchen vermittelt bekommst, wird der Ort der ersten Begegnung unterschiedlich sein. Auf jeden Fall, sollte dein Tier dabei sein. Bei einem Tierheim sollte darauf selbstverständlich geachtet werden. Nehme für den Neuling aber eine eigene Transportbox mit.
Kommt das Frettchen zu dir nach Hause, lasse es erst in Ruhe und ohne dein Tier die neue Umgebung erkunden. Fluchtmöglichkeiten, Futter- und Wasserstellen sollten gefunden werden.
Nun hole dein Frettchen dazu. Lass es laufen. Nervöse Frettchen plustern nun schon ihre Rute auf und sind durch den fremden Geruch auf alles gefasst. Die meisten Frettchen werden aufeinander zu laufen, das Fell aufstellen um sich groß zu machen und am Hinterteil des Anderen schnüffeln wollen. Nicht selten versuchen sie sich nun mit dem Po wegzuschieben und dann das fremde Frettchen in den Nacken zu beißen um es zu unterwerfen. Jetzt hast du ein kreischendes Fellbündel auf dem Boden. In diesen Momenten fallen meist auch Stinkbomben. Die Frettchen haben in höchster Anspannung ihre Analdrüsen entleert. Das ist ein wichtiges Kommunikationsmittel und wird bestimmt noch öfter passieren! Wische es einfach auf, aber komm nicht auf die Idee deine Frettchen zu baden.
Sind deine Frettchen zu einem Fellknäuel verschmolzen, lass sie. Gehe nur dazwischen, wenn sie sich gar nicht lösen oder eines der Frettchen sich auf die Kehle stürzt. Die Tiere werden sich nun über den Boden schütteln und rollen, kurz voneinander ablassen, sich gegenseitig verfolgen und sich wieder raufen. Einige Frettchen schreien dabei extrem laut, halte deine Schokolade bereit. Versuche die Frettchen mit Paste abzulenken, schmiere Streifen auf den Boden. Geht es besonders heiß her, kannst du die Tiere bei heftigen Prügeleien jeweils ans andere Zimmerende setzten und immer wieder den Verfolger ablenken.
Nach etwa einer halben Stunde, hast du den schwierigsten Part geschafft. Die Gemüter haben sich etwas beruhigt. Frauchen oder Herrchen ist plötzlich interessanter als dem Anderen hinterher zu hetzen. Evtl., können sich die Rivalen bereits aus mehreren Metern Entfernung ansehen ohne sich zu prügeln?
Sicherheitshinweise: greife nur nach dem Tier, wenn es dich bereits wahr genommen hat. Es ist grade höchstwahrscheinlich in Alarmbereitschaft. Musst du die Frettchen voneinander lösen, so drücke seitlich auf das Kiefergelenk, es wird den Biss lösen.
Nutze die Pause um den Zustand der Tiere zu kontrollieren. Leichte Kratzer oder Abdrücke sind normal. Beseitige ggf. Stinkbomben und andere Reste. Deine Frettchen brauchen nun Zeit. Sie werden sich immer wieder anfauchen, Grenzen austesten, zeigen wer der Stärkere ist. Es werden weitere Rangordnungskämpfe folgen. Manche Frettchen fangen an zu quietschen und schreien, wenn sie den Anderen auch nur sehen. Einige werden versuchen bei dir Schutz zu suchen. Lassen dich nicht beirren. Beschäftige dich mit allen Tieren und bevorzuge keines. Das andere Frettchen könnte eifersüchtig werden.
Achte darauf, dass alle fressen und trinken. Wiege die Tiere täglich und beobachte ihr Verhalten. Unterbreche die Begegnungen nicht, sondern nehme war, was sich verändert. Bleibt der Rivale draußen, wenn es aus der Höhle quietscht und faucht? Wird einer nur aufgescheucht und verscheucht? Wie zeigen die Tiere ihr Interesse aneinander? Beobachte ganz genau und lerne deine Tiere lesen.
- Positiver Verlauf:
– Frettchen nehmen Leckereien gemeinsam an, Paste aus Tube, Eigelb vom selben Teller
– die Rangkämpfe sind nicht mehr so heftig und werden weniger
– die Rivalen können sich ansehen, aneinander vorbei gehen ohne zu kämpfen
– die Frettchen suchen Nähe zueinander, schlafen aneinander, schnuppern vorsichtig
– erkunden und spielen gemeinsam
– schlafen zusammen
– Nacken heilt ab
- Negativer Verlauf:
– Gewichtsabnahme
– Frettchen wird ständig vertrieben
– Frettchen stellt fressen ein
– Frettchen bekommt Durchfall
– Kämpfe nehmen zu, sodass Nacken nicht abheilen kann
Bei einigen VG`s brechen durch den Stress Giardien aus, also auf die Ausscheidung achten
- Abbruchsignale:
– schwere Bissverletzungen
– Frettchen stellt fressen ein
– Frettchen verschanzt sich
Viele Frettchenbesitzer legen den Beginn der VG auf ein Wochenende oder nehmen sogar Urlaub. Glaube aber nicht, dass eine VG kurzweilig ist. Manche Frettchen brauchen Wochen oder sogar Monate bis sie zusammen spielen können. Verliere nicht die Geduld und halte durch. Sollte sich die VG zunehmend verschlechtern merkst du das. Dann musst akzeptieren, dass du den falschen Partner gewählt hast. Grade Tiere, die längere Zeit alleine waren oder ältere Tiere die länger alleine waren brauchen öfter mal mehrere Anläufe. Zweiergruppen können anfangs eifersüchtig reagieren wenn ein neues Frettchen dazu kommt. Nichts desto trotz versuche dein Frettchen glücklich zu machen, denn es sind und bleiben Gruppentiere.